Die Welt geht in Flammen auf: Die Fallas in Valencia

Liebst du den Geruch von Schießpulver? Nun, Schießpulver ist eine der Hauptzutaten für die Fallas de Valencia, einem der seltsamsten und zugleich herrlichsten Festivals, die Spanien zu bieten hat.

 

Und das heißt schon etwas in einem Land, in dem es Festivals wie die weltgrößte Tomatenschlacht gibt oder ein anderes gibt, bei dem man freiwillig vor einer Horde stampfender Bullen herrennt.

 

Die Fallas werden jedes Jahr im März abgehalten und das Ganze ist einfach nur völlig verrückt. Abgedreht bis zum geht-nicht-mehr. Musik, Kunst, Essen und Trinken: Ja, klar, dafür ist gesorgt. Aber eben auch für das Schießpulver. Und Explosionen. Am letzten Abend der Fiesta, am 19. März, werden Hunderte riesiger Feuer entzündet.

 

Bei den Vorbereitungen für die Fallas bemühen sich die Teilnehmer schon Monate (oft schon bis zu einem Jahr) vorher darum, riesige, cartoonesque Statuen anzufertigen, die als Ninots bezeichnet werden.

 

Über achthundert dieser Ninots werden in den einzelnen Stadtvierteln und von den verschiedenen Vereinen gebastelt und zusammengestellt, um sich auf das Festival vorzubereiten. Die Statuen können auch schon mal über 50.000 Euro kosten.

 

Viele von ihnen sind so hoch wie ein dreistöckiges Gebäude. Sie sind aus Pappe, Papiermaché, Styropor, Holz und einer unglaublichen Menge an Glitzerpulver gefertigt. Es ist wirklich beeindruckend, wie viel Mühe, Zeit und Geld in die Erschaffung dieser Kunstwerke fließt.

Es handelt sich dabei allerdings um eine eher umstrittene Kunstform. Einige finden sie einfach nur wunderschön und lustig und wenn man Mitte März durch die Straßen von Valencia schlendert, hat man schnell das Gefühl, sich in einem leicht unzüchtigen Disneyfilm aufzuhalten.

 

Andere wiederum finden sie einfach nur grotesk. wenn man bedenkt, dass der Sinn vieler dieser Statuen darin liegt, die aktuelle Politik oder Gesellschaft zu kritisieren, dann ist das auch gar nicht so abwegig.

 

Was immer du davon aber auch halten magst, die schiere Größe der Statuen und der unglaubliche Aufwand, der damit betrieben wird, ist wirklich enorm.

 

Und dann, am 19. März, steht die Cremá an. Jetzt fragst du dich, was das bedeutet? Nun, der Fokus liegt hier auf dem Wort cremá. Du kennst den Begriff Krematorium?

 

Ja, genau. Die ganze Mühe, das viele Geld und die unzähligen Stunden und Wochen und Monaten, in denen diese Ninots liebevoll aufgebaut wurden, gehen, sprichwörtlich, in Rauch auf. Jede einzelne dieser Figuren wird verbrannt (bis auf eine Lieblingsfigur, die begnadigt wird).

 

Ein Wahnsinnsspektakel!

Bild auf iStock: charliemarcos

Jetzt ist es aber nicht so, dass jemand ein Streichholz an die Ninots hält und die Flammen sich nach und nach ausbreiten. Nein! Am frühen Abend des 19. März nehmen die Männer eine Axt zur Hand und schlagen einige diskrete Löcher in die Statuen, um sie mit Feuerwerkskörpern zu befüllen.

 

Während die Sonne langsam am Horizont versinkt, fängt die Menge an zu singen. Die Straßenbeleuchtung wird abgeschaltet. Das Ambiente knistert geradezu vor Spannung. Dann, genau um Mitternacht, werden alle Feuerwerkskörper in den Ninots gleichzeitig gezündet und sie explodieren in Hunderte bunte Feuerregen. Ein atemberaubender Anblick.

 

Das Festival, das schon Anfang März beginnt, bietet aber neben diesem Paradies für Pyromanen auch noch eine Reihe von anderen Veranstaltungen. Während der gesamten Zeit werden Paraden abgehalten, Stierkämpfe organisiert, Festzüge zusammengestellt und Paella-Wettbewerbe abgehalten.

 

Überall wird immer mal wieder ein Feuerwerk gezündet. Täglich findet die so genannte „mascletá“ statt: Punkt 14 Uhr werden riesige Reihen von Feuerwerkskörpern gezündet, die mehr Krach erzeugen, als normale Ohren zu verarbeiten vermögen.

 

Und am Vorabend der Cremá, am 18. März, findet die „Nacht der Feuer“ statt, bei der der Himmel über Valencia von einem wunderschönen Feuerwerk erhellt wird.

 

Du erinnerst dich noch an die begnadigte Statur? Nun, sie wird ins Fallas Museum getragen, wo sie ihren Platz unter den Gewinnern aus früheren Jahren einnimmt. Der Eintritt in das Museum ist günstig und es ist wirklich schön zu sehen, welche Figuren in den Vorjahren zum Favoriten gekürt wurden.

 

Die Fallas sind etwas für dich, wenn du gerne mit dem Feuer spielst, mutwilliger Zerstörung etwas abgewinnen kannst und einen Teil von Spanien kennenlernen willst, der dir sicher noch lange in Erinnerung bleiben willst.

 

Und wenn das nichts für dich ist, nun, dann bist du eben kein Fan von zufälligen Explosionen.

 

Flüge nach Valencia

 

- Dee Murray