Viel mehr als ein Badeurlaub: Lanzarote

Ja, ich muss es zugeben. Seit vielen Jahren tue ich Lanzarote unrecht. Ich habe Lanzarote immer als „typische Insel für einen Badeurlaub“ angesehen, eine Schublade, in der diese und die anderen Kanarischen Inseln gerne gesteckt werden. Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass ich vor 16 Jahren das letzte Mal dort gewesen war und ich damals einen wirklich tollen Badeurlaub an der Sonne verlebt habe. Keine Frage, das kann man hier auch und ich will das auch gar nicht kleinreden. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, die Insel mal näher kennenzulernen und über Land an den in ihren engen Trikots schwitzenden Radfahrern vorbeizufahren, dann wird einem schnell bewusst, dass Lanzarote noch viel mehr zu bieten hat.

Radfahren auf Lanzarote

Seit meinem letzten Besuch hier hat sich Lanzarote eindeutig als beliebtes Urlaubsziel für Profis und Freizeitsportler positioniert. Neben dem jährlichen IRONMAN finden auch verschiedene Triathlons, Marathons, Trail-Running- und Trekking-Events statt. Dazu kommen dann noch die Schwimmwettkämpfe im Meer und vieles mehr. Mir fehlt für diese Dinge einfach der Ehrgeiz, ich möchte euch hier dennoch einige der sportlichen Möglichkeiten aufzeigen, falls es euch nicht länger als einen oder zwei Tage auf einer Sonnenliege hält:

Sport-Resort

Ich bin im Club La Santa untergekommen, ein Sport- und Fitness-Resort auf der Westseite der Insel. Schon beim Check-in wird mir bewusst, dass ich genau die richtige Wahl getroffen habe. Von der Rezeption aus sehe ich schon die beiden 50m-Pools und einen Fahrradverleih (das Leihen der Fahrräder ist im Unterkunftspreis enthalten und das gilt auch für die restliche Ausstattung und die Benutzung der hoteleigenen Einrichtungen). Der Rezeptionist weist mich darauf hin, dass es noch einen weiteren Pool gibt, eine Rennbahn, einen Trimmpark, ein Studio für Aerial Yoga/Pilates/Entspannungsübungen, einen Fitnessraum, Gewichtstangen unter freiem Himmel, Crazy Golf, Tauchkurse, SUP, Personal Trainer, TRX-Kurse, Tennis, Squash, eine geschützte Lagune für SUP und Windsurfen und Restaurants und Cafés mit gesunden Alternativen ... 

 

Ja, am Freizeitpool findet jeden Morgen sogar ein 15minütiger Gymnastikkurs statt, bei dem die gesundheitsbewussten Urlauber noch vor dem Frühstück mit dem Training beginnen. Wenn dir also diesmal nach einem richtigen Aktivurlaub ist, dann ist das hier genau das Richtige für dich!

 

Nachdem ich eine Weile innerhalb des Resorts herumgeschlendert bin fiel mir auf, dass es hier auch Menschen aller Couleur gibt, nicht nur ernsthafte Athleten oder Sportler, die sich auf einen Wettkampf vorbereiten. Nein, sie haben auch ihre Familien dabei und es gibt auch andere Familien, die hier Urlaub machen. Das sind dann in der Regel Leute, die zwar nicht unbedingt sportversessen sind, aber dennoch gerne einen aktiven Urlaub verbringen möchten. Oder welche, die sich in den Ferien mal wieder richtig in Form bringen und einen gesunden Lebensstil kennenlernen möchten. Menschen mit Behinderungen. Menschen aller Altersgruppen. Ein inklusiver, unterhaltsamer Ort, an dem man nicht unbedingt zum Elitesport gehören muss, um ihn zu genießen (obwohl das viele wirklich tun).

Das ultimative Wellness- und Fitnessresort: Club La Santa, Lanzarote

Aber trotz all der Action, die dieser Club bietet, hat Lanzarote selbst auch noch einiges zu bieten und man müsste schon verrückt sein, um nicht rauszugehen und mal nachzuschauen, was es hier so alles gibt. Denn eine der schönsten aktiven Beschäftigungen findet man auf einer Insel natürlich vor allem auch im umgebenden Meer.

Das erste, was ich hier probiere ist ein Kurs bei der Kalufa Surf School.

Perfektes Surfen am Strand von Famara

Der Strand von Famara im Nodwesten der Insel ist ein herrlich breiter, goldfarbener Strand, an dem man wunderbar surfen kann. Der Strand selbst wird an einer Seite von den dramatisch sich erhebenden Famara-Klippen gesäumt, die ihrerseits wie eine riesige Welle aussehen, die sich gerade überschlägt. Direkt vor den Klippen erheben sich drei kleine, rostfarbene Inseln, La Graciosa, Montana Clara und Alegranza, und bilden einen wunderschönen Kontrast zum kobaltblauen Meer. Ein traumhaft schöner Anblick!

 

Mein Kurs läuft gut. Richtig gut. Die Bedingungen sind aber auch wirklich hervorragend und deutlich besser als beim letzten Mal, als ich das Surfen in Angriff genommen habe. Da es sich um meine erste Stunde mit Kalufa handelt, muss ich zunächst im seichten Wasser bleiben, während der Rest der Gruppe schnell zu den großen Brechern paddelt. Aber nachdem ich die ersten drei kleinen Wellen stehend auf dem Brett gemeistert habe, darf ich auch weiter nach draußen schwimmen. Wie ein Kind, das gerade sein erstes goldenes Sternchen vom Lehrer erhalten hat, paddle ich also grinsend los, um dort zu surfen, wo auch die großen Jungs sind.

Surfen auf Lanzarote

Die Gruppe wird von zwei Trainern begleitet. Sie heißen mich willkommen und weisen mich an, mich auf dem Brett auszuruhen, sie würden mir schon Bescheid geben, wenn die perfekte Welle kommt. Nun, die sehen alle irgendwie perfekt für mich aus, aber ich beuge mich dem Urteil der Fachleute! Außerdem gibt es wirklich Schlimmeres, als sich in Ruhe auf einem Surfbrett in der Sonne zu aalen und die traumhaft schöne Szenerie in sich aufzunehmen. Ein paar Wellen später geht es dann los. Ich höre meinen Namen und ich schaue die Trainer an, die beide das Zeichen für „JETZT PADDELN“ machen. Ich drehe mich um, paddle los und das Adrenalin rauscht durch meine Adern. Die Welle hinter mir baut sich auf, hebt mich hoch und irgendwie schaffe ich es, mich aufzurichten. Als ich dann runterschaue und die enorme Entfernung zwischen mir und der Wasseroberfläche bemerke, wird mir bewusst, was hier gerade geschieht. Ich surfe. So richtig, meine ich.

 

Na gut, vielleicht nicht richtigrichtig, ich sehe vermutlich eher wie ein neugeborgenes Kälbchen aus, das gerade seine ersten zaghaften Schritte versucht, aber ich stehe auf einem Surfbrett auf einer Welle und ich bewege mich. Und, so wird mir später erzählt, ich schreie auch auf vor Freude. Ein Wahnsinnsgefühl! Für fünf glorreiche Sekunden fühlt man sich wie im Himmel, bis die Aufregung so groß wird, dass ich einen spektakulären Fall hinlege. Trotzdem war es ein wunderbares Erlebnis und Famara ist genau der richtige Ort dafür.

SUP im Sands Beach Resort

Das Surfen hat einen jüngeren, sehr viel entspannteren Bruder der als SUP (Stand Up Paddleboarding) bekannt geworden ist. Und das möchte ich natürlich auch ausprobieren. Meinen SUP-Kurs absolviere ich an der Costa Teguise an der Ostküste der Insel im wunderschönen Sands Beach Resort. Dabei handelt es sich um ein weiteres Wellness- und Fitnessresort, in dem man mit Pro-Athleten (darunter auch der unglaublichen Bella Bayliss, die ich auf meinem Gang über die Anlage kennenlernen durfte) alle Arten neuer Aktivitäten und Sportarten ausprobieren, am Pool oder dem privaten Strand entspannen und köstliche (und gesunde) Mahlzeiten genießen kann. Innerhalb des Resorts gibt es eine geschützte Salzwasserlagune, die sich ideal dafür eignet, neue Sportarten auszuprobieren. Und genau hier paddle ich mich dann durch den Nachmittag.

Das wunderschöne Sands Beach Resort an der Costa Teguise

Nach einem Vormittag, den ich in den Wellenbergen von Famara verbracht habe, bin ich doch ein wenig erschöpft und freue mich darüber, dass es hier deutlich ruhiger zugeht. Die Trainer sind sehr nett und das gilt nicht nur für den, der mich heute hier begleitet. Während ich über die Lagune gleite komme ich an Gruppen von Kindern vorbei, die sich am SUP und Kajakfahren versuchen und dabei ganz offensichtlich nebst ihrem Trainer eine Menge Spaß haben. Ich muss unwillkürlich lächeln, weil es mir gefällt, dass die Kinder hier einen Urlaub verbringen, an den sie sich sicher immer wieder gerne zurückerinnern werden. Sie rufen mir zu, dass ich schneller paddeln soll. Ich versuche es. Wir paddeln um die Wette. Die Kinder gewinnen natürlich.

 

Jetzt bleibt mir nur noch ein weiteres nasses Abenteuer auszuprobieren, während ich hier bin und das geht in die Tiefe. Das Museo Atlantico, Europas erstes Unterwasserkunstmuseum, ist eine neue Installation unter Wasser, die von dem Künstler Jason deCaires Taylor entworfen und umgesetzt wurde. Direkt vor der Küste von Playa Blanca erhebt sie das Erlebnis Flaschentauchen vor der Insel auf eine ganz neue Dimension. Die Installation ist noch nicht abgeschlossen, aber 80 der geplanten 300 Skulpturen sind bereits auf dem Meeresboden verankert. Ich tauche ein, um zu sehen, was es zu sehen gibt. Dabei begleitet mich Carlos von Non-Stop Divers. Die Bootsfahrt bis zum Museum dauert nur wenige Minuten. Carlos gibt mir eine kurze Einweisung in das Tauchgebiet und erzählt mir auch ein wenig über die Geschichte des Museums. Ich kann es kaum erwarten, ins Wasser zu kommen.

 

Die Sicht ist gut und die schattenhaften Figuren der Skulpturen tauchen schon bald etwa 30 Meter vor mir auf. Sie sind irgendwie unheimlich und gleichzeitig wunderschön. Jede der Arbeiten repräsentiert einen Teil unseres modernen Lebens, von unserer Abhängigkeit zur Technik bis hin zum Klimawandel und es gibt sogar eine, die Europas aktuelle Flüchtlingskrise darstellt. Es sind aber immer noch Skulpturen, steingrau mit einer dünnen Schicht algiger Fauna, die sich darauf ansiedelt. Und sie wirken irgendwie neu in dieser Unterwasserwelt. Aber diese Skulpturen werden sich mit der Zeit verändern.

 

Sie sind mit maritimem Zement erbaut worden, der sich pH-neutral verhält. Das bedeutet, dass ich hier Korallenpolypen (die „Skelette“ aus Kalziumkarbonat bauen und diese pH-Neutralität für ihr Überleben erfordern) ansiedeln und nach und nach zu einem künstlichen Riff anwachsen werden, das dann wieder anderes Leben unter Wasser anziehen wird. Schon jetzt gibt es kleine Fischschwärme, die sich um die Steinskulpturen winden und ich kann sogar einen Engelhai ausmachen, der im Sand vor sich hinstiert. In den kommenden Jahren wird sich hier ein farbenfrohes Leben entwickelt haben.

 

Das macht das Museum zu weitaus mehr als einer reinen Kunstausstellung. Wie so viele neuere Bauten auf Lanzarote, wurde auch dieses im Hinblick auf die Nachhaltigkeit konzipiert. Es soll sich in die Umwelt einfügen und mit der Schönheit der natürlichen Umgebung harmonieren und so für immer ein Teil der Insel werden.

 

Ich denke, das ist eines der größten Verkaufsargumente für die Insel. Lanzarote ist zwar ein unglaublich beliebtes Reiseziel, aber es bleibt (auch dank Cesar Manrique) nach wie vor eine traumhaft schöne Insel! Die rote Erde mit ihrer rauen Küste und dem unverbauten Blick auf das Meer ohne scheußliche architektonische „Glanzleistungen“, die wie Geschwüre aus einer Mondlandschaft herausragen. Das macht das Leben an der frischen Luft in Lanzarote (Radfahren, schwimmen, surfen, rennen, wandern ...) zu so einem Abenteuer, vor allem, wenn man sich dabei durch traumhaft schöne Vulkanlandschaften oder entlang der beeindruckenden Küste bewegen kann.

 

Es gibt viele Orte auf der Welt, wo man genau das tun kann, das stimmt. Aber es ist doch schön zu wissen, dass so etwas Schönes wie Lanzarote in erreichbarer Nähe bleibt.

 

Flüge nach Lanzarote

 

- Dee Murray