Ryanair-Geschichten: Ein Road-Trip durch Rumänien und Bulgarien

Während sich Großbritannien darauf vorbereitet, die EU zu verlassen, bin ich nach Rumänien und Bulgarien geflogen, zwei der neuesten Mitglieder der Europäischen Union. Die bedeutenden Renovierungsarbeiten in der rumänischen Hauptstadt und die Verbesserung der Infrastruktur an der Schwarzmeerküste sorgen dafür, dass der Tourismus in der Region deutlich ansteigt.

Der Palast des Volkes in Bukarest

Der Ausgangspunkt meiner Reise war die rumänische Hauptstadt Bukarest, wo wunderschöne, neoklassische Gebäude sich direkt neben gigantischen Plattenbauten aus der kommunistischen Zeit des Regimes von Nicolae Ceaușescu erheben. Sein wohl offensichtlichster Beitrag zur Erneuerung der Stadt ist der Palast des Volkes, neben dem Pentagon das größte Verwaltungsgebäude der Welt. Etwa 40.000 Menschen mussten aus der Altstadt umgesiedelt werden, um dieses Gebäude zu errichten, in dem sich seit der Revolution in Rumänien im Jahr 1998 der Sitz des Parlamentes befindet.

Gemeinsam mit anderen Touristen ist uns die meiste Zeit während der Besichtigung die Spucke weggeblieben. Die schiere Größe der einzelnen Zimmer, Kronleuchter und der Treppe überwältigen einen einfach.

Während ein pompöser Ballsaal zu einem noch größeren und glamouröseren führte, fühlte ich mich, als würde ich durch einen Märchenpalast schlendern, auch wenn natürlich ein bitterer Nachgeschmack bleibt, wenn man bedenkt, dass dieser Palast nur durch den Größenwahn eines Diktators erschaffen wurde. Nach einer zweistündigen Führung hat uns unser Reiseleiter dann eröffnet, dass wir nur etwa vier Prozent des gesamten Gebäudes gesehen hätten!

 

Die riesigen Ausmaße des Parlamentsgebäudes schreien geradezu nach einer Erfrischung und wir haben den Abend dann damit verbracht, uns durch die hübsch gepflasterten Gassen der Altstadt von Bukarest zu trinken. Wir sind einfach der Menge bis in das berühmte Caru'cu Bere gefolgt, wo wir uns sofort von der Karte mit klassisch rumänischen Gerichten, darunter auch mit Käse gefüllte Kransky-Würstchen, mit Gans gefüllte Weinblätter und Eisbein verführen ließen. Die Preise sind hier etwas höher als woanders in der Stadt, aber das herzhafte Essen wird mit einem Pärchen serviert, das in knisterndem Polyester einen Tango zu Tom Jones „Kiss“ hingelegt hat. Mehr kann man wirklich nicht verlangen!

Ein Bummel durch Ruse

Nach einer relativ lebendigen Nacht in Bukarest haben wir es etwas langsamer angehen lassen, uns einen Wagen gemietet und die Grenze nach Bulgarien überquert, um dort einen entspannten Nachmittag in Ruse zu verbringen. Als wir die Donau über Europas längste Stahlbrücke überquerten, wurden wir von einer Stadt begrüßt, die sich mit ihrer neo-barocken Architektur, den Fußgängerzonen und eleganten Parks nicht hinter Wien verstecken muss.

Das Mittagessen haben wir in Chiflika eingenommen, die Kellner haben in Beinkleidern serviert. Ja, genau, Beinkleider. Nachdem wir ein recht günstiges gegrilltes Hähnchen und einen riesigen Berg Salat verputzt hatten, haben wir zum ins Nationale Verkehrsmuseum aufgemacht, um dort die restaurierten Eisenbahnwagons zu besichtigen, die einst den bulgarischen Zaren gehörten. Wir sollten auch noch die köstlichen banitsas erwähnen, Käsepastetchen, die wir uns auf dem Rückweg noch einverleibt haben.

Rumänisches Strandleben

Nach einer weiteren Übernachtung in Bukarest, sind wir Richtung Schwarzes Meer gefahren und haben dabei die Donau mehrfach überquert. Dabei sind wir an Bauern mit Pferdewagen, verfallenen Fabriken und einem weiteren von Ceauşescu großen Projekten vorbeigefahren, dem Donau-Schwarzmeer-Kanal.

Schon bald haben wir die Hafenstadt Constanța erreicht, in dem eines der schönsten Gebäude der Stadt, ein Casino mit Blick auf das Schwarze Meer, das im Stil des Art Deco errichtet wurde, seit 1990 leer steht und auf liebevolle Restaurierung wartet. Constanțas wohl berühmtester Bewohner, der römische Poet Ovid, hatte es nicht leicht, sich hier heimisch zu fühlen, als er von Kaiser Augustus im 8. Jahrhundert v. Chr. hierher ins Exil geschickt wurde. Was immer er aber auch über die Stadt gedacht haben mag: Die Bewohner lassen Vergangenes vergangen sein und seine Statue erhebt sich heute stolz an der Piata Ovidiu.

Lebendiges Varna

Am nächsten Tag haben wir wieder einmal die Grenze überquert und uns Bulgariens bekannteste Hafenstadt, Varna, angeschaut. Varna ist nicht nur ein liebevoll gepflegter Badeort, sondern wartet auch mit gleich mehreren römischen Sehenswürdigkeiten und einem großen Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants auf. Wir sind im Grand Hotel London untergekommen, eine opulente Unterkunft, die einem Wes Anderson-Film entsprungen zu sein scheint.

Die Erinnerung an die kommunistische Ära ist hier aber noch sehr präsent und so konnten wir neben dem Traumblick auf das Schwarze Meer auch das eher befremdlich anmutende Monument der Bulgarisch-Sowjetischen Freundschaft blicken, während eine gigantische EU-Flagge vor unserem Fenster flatterte.

Beton in Stein gemeißelt

Wir hatten genug Seeluft geschnuppert und wollten unseren letzten Tag im Inland Bulgariens verbringen. Zunächst haben wir uns Pobiti Kamani angeschaut, den steinernen Wald, eine Ansammlung natürlicher Felsformationen, die sich teilweise bis zu 7 Meter hoch erheben. Es gibt verschiedene wissenschaftliche Theorien, wie diese Felsen sich gebildet haben, aber unser Reiseleiter war mehr daran interessiert, uns ihre heilenden Eigenschaften näherzubringen und uns dazu aufzufordern, ihre übernatürlichen Energien zu erkunden. Die Felsen wurden alle einzeln benannt, wobei „Der unwirsche Mann“ und „Der Soldat“ ihren Namen durchaus verkörpern, ebenso wie das, was der Führer als „Bulgarisches Viagra“ bezeichnet hat!

Nach einem kurzen Zwischenstopp, um den Reiter von Madara anzuschauen, das einzige bekannte mittelalterliche Felsrelief, haben wir die Stadt Schumen angesteuert. Hier wurden wir von einem Stadtbild mit halb fertiggestellten Häusern begrüßt, das von einem sehr verwirrenden System von Einbahnstraßen aufgelockert wird. Außerdem war kein einziger Mensch zu sehen. Das alles trug jedoch zur Erhöhung der Spannung bei, während wir uns die Hügel hinter Schumen hinauf zu den monolithischen Gründern des bulgarischen Staatsdenkmals hinaufruckelten.

 

Es wurde 1981 errichtet, um an den 1.300-sten Jahrestag der Gründung des bulgarischen Staates zu erinnern. Neben den riesigen, 18 Meter hohen kubistischen Skulpturen, die wie steinerne Transformer über uns wachten, nahmen wir uns wirklich wie Zwerge aus. Das gesamte Monument erhebt sich 70 Meter in der Höhe. Allein 50.000 Kubikmeter Beton wurden hier zu einem Denkmal verarbeitet, dass man wirklich sehen muss, um es ganz zu erfassen. Wenn du auf der Suche nach einer wirklich skurrilen Location für deine Hochzeit ist, dann habe ich mir sagen lassen, dass man genau das hier auch tun kann.

Zurück nach Bukarest

Ein letztes Mal über die Donau und schon waren wir zurück in Bukarest, wo wir unseren Wagen zurückgegeben haben. Die rumänische Hauptstadt entwickelt sich derzeit zu einem beliebten Ausflugsziel für Städtereise und hat mich etwas an Prag erinnert, allerdings ohne die Menschenmassen, die dort häufig anzutreffen sind.

Da Ryanair jetzt Direktflüge zu fünf Städten in Bulgarien und Rumänien anbietet, habe ich meine nächste Reise in die neuesten Mitglieder der EU bereits geplant. Vermutlich geht es das nächste Mal nach Siebenbürgen oder in die bulgarische Hauptstadt Sofia.

 

Flüge nach Rumänien und Bulgarien

 

- Ben Goodwin