Urbino ist eine der schönsten Renaissance-Städte Italiens. Die Universitätsstadt blickt auf ein beeindruckendes künstlerisches Erbe und wartet mit einer perfekt erhaltenen Altstadt (centro storico) und einem lebendigen Ambiente auf, das unter Anderem auch von den vielen Studierenden der Stadt geprägt wird.
Urbino wird neben den berühmteren Städten wie Florenz, Rom und Venedig oft übersehen und hat dem Reisenden doch einiges zu bieten. Mit weniger Touristen sind die Schlangen in die Museen kürzer, auf den Speisekarten gibt es keine Bilder und wenn du dein Italienisch einmal auf die Probe stellen willst, dann wird das hier deutlich einfacher als in anderen Touristenorten.
Der Herzogspalast ist das Schmuckstück Urbinos und in der Regel der Grund dafür, dass diese historische Stadt auf dem Hügel überhaupt besichtigt wird.
Das Palais wurde im 15. Jahrhundert von Federico II. da Montelfeltro erbaut, dem wohl berühmtesten Herzog Urbinos. Er hat während seiner Herrschaft seiner Leidenschaft für die Kunst, Literatur und Architektur freien Lauf gelassen und seine Bemühungen sind nicht nur am Palast selbst, sondern in der ganzen Stadt heute noch zu bewundern.
Die Architekten der Renaissance waren von den göttlichen Proportionen der ‚idealen Schönheit‘ und dem zentralen Innenhof des Palastes begeistert. Der Cortile d‘Onore, der Ehrenhof, gilt als eines der schönsten Beispiele dieser Epoche in Italien.
Obwohl viele der Original-Meisterwerke an Rom und Florenz abgegeben werden mussten, gibt es immer noch einige sehr schöne Arbeiten von Raphael und Piero della Francesca zu bewundern, aber auch ein beeindruckendes Beispiel für kunstvolle Holzintarsien im Arbeitszimmer des Herzogs.
Direkt neben dem Palazzo Ducale erhebt sich der Dom. Das ursprüngliche Gebäude wurde bei einem Erdbeben 1789 zerstört und vom Architekten Giuseppe Valadier im neoklassischen Stil wieder aufgebaut.
Es beherbergt einige wichtige Werke, darunter auch „Mariä Himmelfahrt“ von Maratta und „Das Abendmahl“ von Federico Barocci.
Außerhalb des Doms und des Palais gibt es unzählige kleine Cafés. Bestell dir einfach einen Kaffee und schau den Menschen zu, wie sie vor dieser einzigartigen architektonischen Kulisse vorbei flanieren.
Eine Alternative sind die Cafés an der Piazza della Republica, dem größten Platz der Stadt und ein Spaziergang den Hügel hinunter. Schnapp dir einen der Korbstühle unter einem der riesigen ‚Aperitivo‘-Schilder und gönn dir einen Aperol Spritz und eine Handvoll (kostenloser) Snacks.
Die Region Marche (dt. Marken) ist ein beliebtes Reiseziel für Foodies.
Mit dem Apennin und der Toscana gen Westen, der Emilia-Romagna im Norden und der traumhaft schönen Adria an der langen Ostküste entlang bietet diese Region eine wunderbare Mischung einfacher, rustikaler Gerichte aus den Bergen, eleganterer Spezialitäten aus dem Norden und eine unglaubliche Vielfalt an frischem Fisch und Meeresfrüchten.
Und natürlich darf man auch die Trüffel nicht vergessen, für die diese Region so bekannt geworden ist.
Eine Reihe hervorragender Restaurants kochen schmackhafte Gerichte für Einheimische und Studierende (also authentisch und bezahlbar!).
Versuch es einmal in der Taverna degli Artisti (Via Bramante, 52), die ein günstiges, interessantes Menü in einer romantischen Location anbietet oder die Antica Osteria della Stella (Via S. Margherita 1), in der feine Küche in einem historischen Lokal angeboten wird, das zu seiner Zeit als einfache Taverne so illustre Gäste wie Piero della Francesca und Raphael zu seinen Gästen zählen durfte.
Urbinos Lage hoch auf einem Hügel sorgt dafür, dass man von hier aus einen herrlichen Ausblick auf die Region Marken genießen darf (natürlich musst du dafür erst auf den Gipfel steigen).
Parkplätze stehen nur im unteren Bereich des Ortes zur Verfügung, so dass deine Waden schon einiges aushalten müssen, aber der Blick auf den Apennin, den du beim Aufstieg über die gewundenen Gassen der Altstadt zwischen den Häusern erhaschen kannst, ist die Mühe durchaus wert. Einige der schönsten Aussichten bietet das obere Ende der Via Raffaello und die Stadtmauer.
Auch die Anfahrt auf den Ort ist schon ein Ereignis und absolut sehenswert. Ein perfekter Haufen karamellfarbener Felsen hoch über der Straße kündigen Urbino an, das sich selbst aus der Ferne schon ausgesprochen elegant und wohlhabend ausnimmt.
Der wohl bekannteste Vertreter der Renaissance-Kunst, Raphael, hat in Urbino malen gelernt und hier kannst du auch das Haus besuchen, in dem er seine Kindheit verbrachte.
Sein Vater, Giovanni Santi, war ebenfalls ein bekannter Maler seiner Zeit, die Werke von Vater und Sohn werden im Museum ausgestellt.
Viele Künstler und Schriftsteller haben sich an Federicos Hof in Kunst und gesellschaftlichen Gepflogenheiten weitergebildet und damit das das Konzept des ‚modernen Gentleman‘ erschaffen.
Der Künstler Piero della Francesca hat verschiedene Schriften über die künstlerische Perspektive unter der Herrschaft des Herzogs verfasst, eine der Hauptbeschäftigungen während der Blütezeit der Renaissance, deren Auswirkungen auch heute noch überall erkennbar sind.
Urbino wurde erst kürzlich wegen seiner abwechslungsreichen Geschichte und seines Einflusses auf die Kunstwelt, die botanischen Gärten, berühmten Bewohner, des Renaissance-Palastes und der ikonischen Kathedrale in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Anreise
Der Ort ist etwas abgelegen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar. Am Einfachsten ist die Anreise mit einem Flug nach Ancona und der Weiterreise mit dem Mietwagen.
Flüge nach Italien
- Hannah Frances