Starkbierzeit: Der kleine Bruder vom Oktoberfest

Du hast mit Sicherheit schon vom Oktoberfest gehört, diesen einzigartigen Tagen im Herbst, wenn die Stadt München zu einem bierlastigem, bratwurstbetriebenen Tollhaus wird. Von Ende September füllen sich unsere  Flüge nach Memmingen (das etwas westlich von München liegt) mit Hedonisten, wenn Tausende von Menschen die Stadt besuchen, um sich unter die über 6.000.000 (ja, SECHS Millionen) anderen Bierlustigen und Partytiere zu mischen, um so viel deutsches Bier und Bratwurst zu konsumieren, wie der Magen (oder die Leber) zulässt.

 

Es ergibt durchaus Sinn, dass immer ein ganzes Jahr zwischen dieser und der nächsten Veranstaltung liegt. Ich war einmal dort und der Kater dauerte gefühlte elf Monate an, ich kann also gut nachempfinden, warum München zwischendrin einfach eine Auszeit braucht.

 

Aber für alle Hardcore-Bierjäger, die ihre Lederhosen nicht ein ganzes Jahr lang im Schrank hängen lassen wollen, bis das nächste Oktoberfest angestochen wird, gibt es jetzt gute Neuigkeiten: Ein kleines, wenig bekanntes Bierfest in München, das jedes Jahr im März abgehalten wird und durchaus einen Besuch wert ist.

 

Starkbierzeit.

Image via Shutterstock

Stell es dir einfach wie den kleinen, betrunkenen Bruder des Oktoberfestes vor. Warum kleiner? Nur, das ist es einfach. Es gleicht eher dem Oktoberfest für Einheimische, wo sie ihre eigene Stadt und ihre eigenen, lokal gebrauten Biere genießen, ohne die Millionen von Besuchern aus aller Herren Länder, die überall herumstreunern. Die Schlangen am Eingang zu den Bierhallen sind deutlich kürzer, die Straßen nicht so voll und das Ambiente bleibt entspannt. Nicht zuletzt sind auch die Preise verträglicher, ein Bier kostet hier bis zu 3 oder 4 Euro weniger als auf dem Oktoberfest.

 

Warum betrunkener? Nun, Starkbier ist eben genau das: starkes Bier. Während es sicher nicht an die Gesamtmenge herankommt, die auf dem Oktoberfest serviert wird (was sicher nicht die schlechteste aller Alternativen sein muss), wird hier dennoch das eine oder andere feine bayrische Gebräu gezapft, bei dem der Pegel deutlich schneller erreicht ist. Damit ein Starkbier auch so heißen darf, muss es mindestens 7,5 % Alkohol enthalten.

 

Besonders schön ist aber auch die Geschichte hinter der Starkbierzeit. Dieses Bier wurde ursprünglich von Mönchen gebraut, die während der 40 Tage und Nächte währenden Fastenzeit irgendwie ernährt werden mussten. Nur, um das noch einmal zu wiederholen: Diese Mönche haben damals besonders starken Alkohol gebraut, der ihnen half, ihren knurrenden Magen zu vergessen. Ich muss aber ehrlich bleiben: Das klingt zu abgedroschen nach dem berühmten Trinkerspruch, bei dem es heißt, dass man mit einem Bier den Magen beruhigen kann - aber wer bin ich schon, die Weisheit dieser heiligen Mannen in Zweifel zu ziehen.

 

Das Bier hatte eine ganze Reihe unterschiedlicher Namen, darunter auch „Bier des gesegneten Vaters“ oder „Das Heilige Öl des Heiligen Franziskus“, bevor sie endlich das Kind beim Namen nannten und es fortan „Salvator“ (Erretter) hieß. Bei diesen Jungs und den heiligen Männern der Abtei Buckfast (mit ihrem stärkenden Wein, der auch Tote zum Leben erwecken soll) wächst mein Respekt für diesen Lebensstil ins Uner-maß-liche.  

 

Image via Shutterstock

Nun gut. Zurück zum Fest. Hier solltest du hauptsächlich große Mengen des Starkbiers verkosten. Die meisten bekannten Marken werden in den vier bekanntesten Brauhäusern der Stadt gebraut: Paulaner, Augustiner, Unions und Löwenbräu. Aber auch, wenn du eigentlich nur wegen des Biers gekommen bist: Du wirst von dem bayrischen Charme begeistert sein, der überall auf dem Fest zu spüren ist und damit meinen wir nicht die beeindruckende Oberweite der Damen in ihren Dirndln ... Es gibt Wettbewerbe, bei dem Bier getragen, Holz gehackt und Steine gehoben werden müssen, um die bayrische Seele zu beweisen. Und wenn das schon jetzt lustig klingt, dann warte ab, bis du ein paar der guten neunprozentigen Biere intus hast.

 

Obwohl das Starkbier auch als „flüssiges Brot“ bekannt ist, solltest du unbedingt zwischendurch etwas essen, um nicht zu früh aus den Latschen zu kippen. Das Restaurant Paulaner am Nockherberg ist eine gute Adresse für alle, die gerne traditionelle Küche probieren. In der riesigen Bierhalle kommt auch gleich die richtige Stimmung für das Bierfest auf. Abgesehen davon kann ich dir aus Erfahrung sagen, dass Bratwurst und Brezeln eine perfekte Grundlage bilden und eine kostengünstige Alternative sind, um neue Kräfte zu sammeln.

 

Das Starkbierfest ist nicht so glamourös oder verrückt wie das Oktoberfest. Es gibt also keine Fahrgeschäfte und Riesenzelte. Aber wenn du ein typisch Münchner Bierfest miterleben möchtest, das auch die Einheimischen gerne frequentieren, dann bist du hier genau richtig aufgehoben. Und wenn dir die sechs Monate, bis die Riesenparty auf der Wiesn dann steigt, nicht mehr abwarten kannst, dann sollte dieser Boxenstopp dir helfen, die Trockenzeit zu überstehen.

 

Flüge nach München

 

- Dee Murray