5 eigentümliche Bräuche zur Weihnachtszeit

Eines der Dinge, die mich an Europa immer wieder faszinieren, ist die Vielfalt dieses kleinen Kontinents. In nur einer Stunde kannst du vom Strand in ein Skigebiet fliegen oder dich nach einem Frühstück mit Croissants und Baguettes zur Mittagszeit an Fetakäse und Oliven laben.

 

Und so wie die einzelnen Kulturen Europas sich voneinander abgrenzen gibt es auch die unterschiedlichsten Traditionen zur Weihnachtszeit.

 

In den etwa zweitausend Jahren, die westliche Gesellschaften den 25. Dezember als den Weihnachtstag begehen, haben sich eine Reihe interessanter (und manchmal geradezu eigentümlicher) Brauchtümer etabliert.

 

Unabhängig davon, ob es dabei um das Essen oder die verschiedenen Wesen geht, die angeblich die Geschenke oder ... nun ... naja, Fäkalien bringen: Europa nimmt das Thema Weihnachten durchaus ernst und macht keine halben Sachen.

Cagatió

Und dabei sieht er so unschuldig aus ...

Katalonien ist buchstäblich BESESSEN von Weihnachten. Die Einheimischen dieser Region in Spanien, deren Hauptstadt Barcelona ist, haben nicht nur eine, sondern gleich zwei Weihnachtsbräuche, die sich um das Thema Stuhlgang drehen.

 

Nummer eins ist der cagatió, der wörtlich übersetzt ein „scheißender Baumstamm“ ist. Die Katalanen lieben ihn. In der Adventszeit bemalen die Familien einen alten, ausgehöhlten Baumstamm mit einem lustigen Gesicht.

 

Die Kinder müssen dann den Baumstamm jeden Tag mit Süßigkeiten, Nougatgebäck und anderen Köstlichkeiten „füttern“. Am Heiligabend SCHLAGEN SIE DANN MIT EINEM STOCK AUF DEN BAUMSTAMM ein und befehlen ihm, zu „scheißen“ (span: cagar) - und mit etwas Glück lässt der Baumstamm dann auch alle Süßigkeiten brav fallen.

 

Es gibt sogar ein eigenes Lied für den ‚scheißenden Baumstamm‘, das genauso lustig ist, wie es sich anhört. Und am besten man denkt nicht darüber nach, wie absurd das Ganze ist, wenn dem Baumstamm in dem Lied damit gedroht wird, dass sie ihn, wenn er etwa Sardinen oder etwas anderes als Süßigkeiten ‚ausscheidet‘, weiter mit dem Stock peinigen werden.

 

In einer anderen, ebenfalls dem Toilettengang zugeordneten Tradition, verschönern die Katalanen (und ihre Nachbarn) ihre traditionellen Krippen mit einer kleinen Figur, die einem nur bei näherem Hinsehen auffällt: In einer Ecke des Stalls, in dem das kleine Jesuskind liegt, sitzt eine seltsame Figur mit dem Rücken zur Wand.

 

Das ist der caganer (das kleine Scheißerchen), der einem mit seinem süffisanten Grinsen zum Lachen bringt. Wenn man die Figur umdreht, sieht man, dass seine Hose heruntergelassen ist, weil er gerade und ausgerechnet im Geburtshaus des Heilands, sein Geschäft verrichtet.

 

Neuerdings tragen die caganers oft das Konterfei bekannter Persönlichkeiten. Eine scheißende Queen Elizabeth? Obama? Lady Gaga? Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Niemand weiß, wo diese Tradition ihren Ursprung hat.

 

Wir vermuten, es gibt keinen wirklichen Beweis dafür, dass jemand in dem Stall in Bethlehem unbedingt auf die Toilette musste - aber es gibt diesen Brauch schon seit über 300 Jahren, also muss da wohl etwas dran sein, oder?!

Krampus

Christlich kenn ich anders

Eine andere, durchaus gruseligere Tradition, wird in den deutschsprachigen Regionen der Alpen gepflegt und richtet sich besonders an Kinder, die eher nicht so brav waren.

 

Anstelle des strahlend leuchtenden Christkindes oder einem gemütlichen Weihnachtsmann mit Rauschebart kommt hier ein gehörnter Geselle, der halb Teufel, halb Ziege zu sein scheint, zu Besuch: Dann doch lieber ein kleines Scheißerlein in einer weihnachtlich geschmückten Krippe oder alternativ einfach das ganze Jahr über schön brav bleiben!

Eisbaden

Nur für die Härtesten der Harten

Das ist mindestens so abgefahren wie ein Teufel zur Weihnachtszeit oder ein Baumstamm, der seinen Stuhlgang nicht unter Kontrolle hat.  Die einzigen Menschen, die während der Weihnachtszeit schwimmen sollten, sind die Bewohner Australiens, die ihren Christbaum ja mitten im Sommer schmücken müssen.

 

Aber sicher nicht die Briten mit ihrem eiskalten Gewässer und den felsigen Stränden. Aber oh Wunder, das Inselvolk überrascht uns immer wieder.

 

Am 1. Weihnachtstag treffen sich im ganzen Land eine Reihe ziemlich mutiger (oder betrunkener) Gesellen am Strand und sind dabei als Weihnachtsmann verkleidet oder mit einem klassischen Mankini geschmückt.

 

Es handelt sich dabei aber nicht um eine neue Tradition der Millennials, oh nein: Das erste Eisbaden am Weihnachtstag wurde bereits 1860 im Brighton Swimming Club ausgerichtet! Ich ziehe da doch eher einen gemütlichen Jogginganzug und einen warmen Kakao vor und überlasse die Strände den Australiern!

Schwitzige Hütten

Also, diese Estländer haben durchaus einen gesunden Menschenverstand und gehen am Weihnachtstag (den sie dort Joulud nennen) in die Sauna.

 

Wenn man bedenkt, dass die Durchschnittstemperatur in der Hauptstadt Tallin im Dezember ca. -5°C beträgt gar keine dumme Idee! Die Familie schmückt das Haus und bereitet das Festmahl vor und bevor sie dann durch den nordeuropäischen Schnee in die Mitternachtsmette stapft entspannt sie sich eine Weile in der Sauna oder im Dampfbad.

 

Was könnte wohl festlicher sein, als an einem Winterabend gemeinsam mit der ganzen Familie (splitterfasernackt) in der Sauna zu schwitzen?!

Zauberschuhe

Die Schuhe spielen in vielen europäischen Ländern eine wichtige Rolle während der Vorweihnachtszeit. Und ich bin mir fast sicher, dass diese Tradition von ein paar cleveren Kindern erdacht wurde, die sich schon in den Wochen vor dem Weihnachtsabend ein paar Geschenke sichern wollten.

 

Am Abend des 6. Dezember stellen die Kinder in Deutschland, Ungarn, Österreich, Rumänien, Slowenien, der Tschechischen Republik, der Slowakei und in Polen ihre Schuhe vor die Tür.

 

Wenn sie dann am nächsten Morgen aufwachen – immer vorausgesetzt, dass sie brav gewesen sind – finden sie in ihren Schuhen Nüsse, Obst und kleine Geschenke vom Nikolaus vor. Die großen Geschenke gibt es erst am Heiligen Abend oder am Weihnachtstag, so dass dies hier nur ein kleiner Vorgeschmack darauf ist.

 

In der Tschechischen Republik folgen unverheiratete junge Frauen einer anderen Tradition, die ebenfalls etwas mit den Schuhen zu tun hat: Sie werfen am Weihnachtstag einen Schuh über die Schulter in Richtung Haustür.

 

Wenn die Vorderseite des Schuhs auf die Tür weist, dann wird das Mädchen im nächsten Jahr garantiert heiraten. Absolut wissenschaftlich fundiert und garantiert nicht frauenfeindlich!

 

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- Mathilda Edwards